Erschienen in: "Brigitte 20/2004"

Erleuchtung inklusive

Bloß nicht im Dunkeln tappen. Innenarchitektin und Lichtprofi Catrin Byok beleuchtet jeden Raum: zehn Tipps zum Thema Leuchten

BRIGITTE: Unser Wohlbefinden und unsere Stimmung, so sagt man, hängen von der Beleuchtung ab - viel mehr, als wir ahnen. Warum ist das so?

Catrin Byok: Denken wir nur an einen sonnigen Sommertag. Da fühlen wir uns auch wohler als an einem Tag mit bedecktem Himmel. Wenn der Tag zur Nacht wird, brauchen wir eine helle, warme Beleuchtung, damit es uns gut geht. Licht verbreitet Stimmung, indem es mit Farben, Formen und Schatten spielt - was wir unbewusst als angenehm wahrnehmen.

BRIGITTE: Also braucht man am Abend in jedem Zimmer helles Licht, da reicht doch eine Leuchte?

Catrin Byok: Ein klares Nein. Zwischen fünf und zehn Leuchten sind in einem Raum empfehlenswert. Das klingt sicher überraschend, aber was viele nicht wissen: Erst durch das Zusammenspiel von verschiedenen Lichtquellen fühlen wir uns wohl.

BRIGITTE: Wie geht man jetzt vor? An welches Licht muss ich zuerst denken?

Catrin Byok: Wichtig ist zunächst einmal eine Leuchte, die den ganzen Raum gleichmäßig erhellt. Betritt man ein Zimmer, braucht man Licht, um sich zu orientieren. Das kann eine Deckenleuchte oder auch ein Deckenfluter sein. Aber, wie schon gesagt, eine Leuchte reicht nicht. Ein Zimmer mit nur einer Lichtquelle vermittelt oft eine trübe, ja traurige Stimmung.

BRIGITTE: Welches ist der zweite Schritt zu einer guten Beleuchtung?

Catrin Byok: Jetzt überlegen Sie, in welchen Bereichen Sie gezielt helles Licht brauchen. Das ist zum Beispiel über der Arbeitsplatte in der Küche, über dem Esstisch, dem Schreibtisch, am Badezimmerspiegel, aber auch neben dem Sessel, in dem Sie lesen möchten. Hier braucht man eine so genannte Funktionsbeleuchtung, die konzentriertes Licht auf eine begrenzte Fläche abgibt.

BRIGITTE: Und was sind Stimmungsleuchten?

Catrin Byok: Die sind sehr wichtig, und keiner sollte auf sie verzichten. Ihre Funktion ist es, eine gemütliche, stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen oder zu verstärken. Dafür verteilt man mehrere kleine, nicht zu helle Lichtpunkte im Raum. Das kann eine dekorative Tischleuchte, ein Bildspot, eine Wandleuchte oder eine Minileuchte im Regal sein.


BRIGITTE: Ist es für die Stimmung egal, ob ich eine Leuchte mit Glühbirne oder Halogenlicht wähle?

Catrin Byok: Die gute alte Glühbirne ist immer noch die meistverwendete Lichtquelle. Ihr Vorteil: Sie lässt Farben natürlich erscheinen. Deshalb empfinden wir ihr Licht als angenehm. Es gibt sie in vielen Formen und in Milch- oder Klarglas.

BRIGITTE: Und wann verwendet man Halogen?

Catrin Byok: Dass man immer häufiger Leuchten mit Halogenlicht findet, hat einen ganz einfachen Grund: Halogenleuchtmittel sind klein und kompakt und somit platzsparender beim Einbau. Erst das Halogenlicht macht kleine Leuchtenkörper möglich. Halogenleuchtmittel sind also ein Frage des Designs. Weitere Vorteile: Halogen gibt ein zweimal stärkeres Licht ab als eine Glühlampe bei gleicher Wattzahl, und ihre Lebensdauer ist höher.

BRIGITTE: Und Energiesparbirnen?

Catrin Byok: Die sind eine weitere Alternative zur Glühbirne: Energie sparende Leuchtstofflampen geben mit 11 Watt genauso viel Licht wie eine Glühbirne mit 60 Watt. Und auch sie haben eine längere Lebensdauer. Dafür sind sie in der Anschaffung teurer. Leider erreichen sie erst nach kurzer Zeit ihre ganze Leuchtkraft.

BRIGITTE: Warum gibt es so große Preisdifferenzen bei Leuchten? Liegt das am Design oder an der Technik?

Catrin Byok: Eine Schreibtischleuchte zum Beispiel kann 50 Euro, aber auch weit über 500 Euro kosten. Das liegt an vielen Kriterien: Hat die Leuchte ein hohe Funktionalität, lässt sich ihr Fuß drehen, sind die Gelenke leicht zu bewegen, wie sind die technischen Details ausgeführt, welches Material wurde gewählt, hat die Leuchte einen einfachen Schalter oder einen Berührungsdimmer? Das alles bestimmt den Preis. Und nicht zu vergessen: auch das Design.

BRIGITTE: Ist gutes Licht eine Geldfrage?

Catrin Byok: Nein, nicht unbedingt, es gibt gute preiswerte Leuchten. Achten Sie aber darauf, dass sie getestet und typengeprüft sind. Außerdem muss verzeichnet sein, wie hoch die zulässige Wattzahl ist. Diese darf nie überschritten werden, sonst besteht Brandgefahr. Doch eine qualitativ hochwertige Designerleuchte, die natürlich ihren Preis hat, zahlt sich auch aus, denn sie ist wie ein Schmuckstück, über das man sich immer wieder freut.